Zahnersatz

Zahnersatz ist der Sammelbegriff für jede Form des Ersatzes fehlender natürlicher Zähne. Die Planung, Herstellung und Eingliederung von Zahnersatz fällt unter die Zahnmedizinische Fachrichtung „Prothetik”. Zahnlücken entstehen durch Zahnverlust. Hauptgründe dafür sind die unversorgte kariöse Zerstörung des Zahnes, parodontale Erkrankungen des Zahnbettes, aber auch Unfälle. Die so entstandenen Zahnlücken sollten unbedingt versorgt werden, weil sie die Ästhetik, die Kaufunktion und sogar die Sprache beeinträchtigen können. Im nicht sichtbaren Zahnbereich kann es zu Veränderungen und Schmerzen im Kiefergelenk kommen oder zur Überbelastung noch vorhandener Zähne. Die Konsequenzen sind, dass sich die Zähne lockern, ihre Position verändern und schließlich verloren gehen.

Zahnersatz wird in verschiedene Klassen eingeteilt:

  • Kronen und Brücken bezeichnet man als festsitzenden Zahnersatz.
  • Totalprothesen und Teilprothesen als herausnehmbaren Zahnersatz.
  • Ein kombinierter Zahnersatz besteht aus einem fest einzementierten und einem herausnehmbaren Teil.

Festsitzender Zahnersatz

Festsitzender Zahnersatz wird an vorhandenen Zähnen befestigt, die dann zusätzlich auch die Kaukräfte des Ersatzes mittragen. Festsitzender Zahnersatz kommt der natürlichen Situation am nächsten und ist daher — anders als herausnehmbarer Zahnersatz — in der Lage die normale Kau- und Sprechfunktion nahezu vollständig wieder herzustellen. Brücken und Kronen halten im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre. Da das Zahnfleisch im Laufe der Zeit dazu neigt, sich zurückzubilden, wird der freiliegende Zahnhals wieder für Kariesentstehung zugänglich. Vor allem deshalb haben Kronen und Brücken eine begrenzte Lebensdauer. Auch Zahnlockerungen durch Überbelastung oder Parodontitis können (insbesondere im Oberkiefer) zum Verlust von festsitzendem Zahnersatz führen.

  • Kronen Für eine künstliche Krone wird die natürliche Zahnkrone präpariert. Das heißt, sie wird bis etwa einen Millimeter unter den Zahnfleischsaum rundherum zylindrisch oder leicht konisch beschliffen. Am Zahnhals wird eine meist hohlkehlförmige Stufe angelegt. Auch bei der Kaufläche beziehungsweise Schneidekante muss so viel abgeschliffen werden, dass genügend Platz zum Gegenbiss besteht. Der auf diese Weise präparierte Zahnstumpf wird mit einer speziellen Abformmasse geformt. Mithilfe dieser Abformung kann der/die ZahntechnikerIn ein Arbeitsmodell erstellen, auf dem er/sie dann die Krone fertigen kann.
    Künstliche Kronen können auf Zahnstümpfen, Wurzelstiftaufbauten, aber auch auf Zahnimplantaten angebracht werden.
    Falls noch ausreichend restliche Zahnsubstanz vorhanden ist, kann der Zahnstumpf mittels einer Aufbaufüllung ergänzt werden. In anderen Fällen kann ein Stiftaufbau im Wurzelkanal verankert werden.

    • Metallbasierte Kronen Diese Kronen können aus einer Goldlegierung oder einer Nichtedelmetalllegierung (NEM) gefertigt werden. Das metallische Kronengerüst wird danach verblendet, in der Regel mit Keramik (Verblend-Metall-Keramik: VMK).
    • Vollkeramik — Kronen Voll-Keramik-Kronen haben statt des Metallgerüsts einen Keramikkern. Der Kern kann aus einem Block gearbeitet oder bei hoher Temperatur aus flüssiger Keramik gepresst werden. In der Regel sind Voll-Keramik-Kronen wegen ihrer Transparenz kosmetisch sehr vorteilhaft und besonders verträglich.
    • Zirkonoxid — Kronen Ein relativ neues Material für festsitzenden Zahnersatz ist Zirkoniumdioxid, kurz auch Zirkonoxid genannt. Das Zirkoniumdioxid dient als Gerüst für Vollkeramikkronen und Vollkeramikbrücken. Darauf wird eine weichere, kiefergelenkfreundliche Keramikmasse in der passenden Zahnfarbe angebracht. So lassen sich natürliche Zähne deutlich besser nachahmen als dies bei Kronen und Brücken mit Metallgerüst der Fall ist. Die Kosten für Zirkonoxidkronen liegen etwas höher als bei Verblend-Metall-Keramik-Arbeiten (VMK). Weil aber Goldlegierungen in den letzten Jahren zunehmend teurer geworden sind, fällt die Entscheidung inzwischen oft zugunsten einer Keramikrestauration aus Zirkoniumdioxid. Zirkoniumoxid wird darüber hinaus in der Zahnmedizin bei Wurzelstiften und metallfreien Zahnimplantaten und in der Allgemeinmedizin, etwa bei Hüftgelenksimplantaten, verwendet. Zirkoniumdioxid kommt auch im Rahmen kieferorthopädischer Behandlungen zur Herstellung von Brackets für festsitzende Apparaturen zum Einsatz.
  • Brücken Brücken bestehen aus Brückenpfeilern und Brückenkörpern. Sie können aus Metall, Keramik oder der Kombination beider Werkstoffe (VMK, Verblend-Metall-Keramik) hergestellt sein und werden mit einem speziellen Zement an den entsprechend präparierten Pfeilerzähnen befestigt.
    Eine Brücke ist ein Zahnersatz, der seine Abstützung ausschließlich auf Zähnen, Zahnwurzeln oder Zahnimplantaten findet und deswegen die Kaufunktion nahezu wieder herstellen kann. Die Übertragung des Kaudrucks in den Knochen wie bei einem natürlichen Zahn erhält die Knochensubstanz.
    Zumeist besteht der tragende Teil einer Brücke, das Brückengerüst, aus einer Gold- oder Nichtedelmetalllegierung (NEM). Ist dieses mit einer gebrannten Keramikmasse beschichtet, spricht man von einer Verblend-Keramik-Brücke. Durch diese Keramikverblendung können täuschend echt wirkende und kosmetisch hervorragende Ergebnisse erzielt werden.
    Neuerdings gibt es auch Brücken aus Zirkon oder Vollkeramik, die ohne ein metallisches Grundgerüst auskommen. Bei der aufwendigen Herstellung dieser Brücken wird aus einem Keramikblock computergesteuert ein Brückengerüst herausgefräst und mit spezieller Keramikmasse beschichtet.

Herausnehmbarer Zahnersatz

  • Teilprothesen Eine Teilprothese oder partielle Prothese kann in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt werden. Die einfachste Ausführung, die Kunststoff-Teilprothese, besteht aus einer Kunststoffbasis, den zu ersetzenden Zähnen und Klammern. Eine so konstruierte Teilprothese gilt als Übergangsprothese, um z. B. einige Wochen die Wundabheilung abzuwarten. Sie ist nicht als Dauerlösung geeignet, da sie sowohl die verbliebenen natürlichen Zähne als auch das Zahnfleisch und den darunterliegenden Knochen schädigen kann. Bei einer Modellguss-Teilprothese wird auf einem Kiefermodell zunächst ein Metallgerüst mitsamt den Halte- und Stützelementen in einem Guss hergestellt. Durch dieses Verfahren sind eine große Passgenauigkeit und hohe Stabilität gewährleistet. Als Legierung wird in der Regel Chrom-Cobalt-Molybdän eingesetzt. Auf dieser Basis werden dann Kunststoff und Zähne aufgebaut.
  • Totalprothesen Sind in einem Kiefer alle Zähne verloren gegangen, so bleibt, wenn man die Implantologie außer Acht lässt, als einzige Lösung nur noch eine Totalprothese. Diese findet durch Unterdruck und Adhäsion ihren Halt am Kiefer. Der Halt einer Totalprothese im Oberkiefer ist wesentlich besser als im Unterkiefer, wo die Zunge und die Wangen dem Halt entgegen wirken.
  • Immediatprothesen Eine Sonderform einer partiellen oder totalen Prothese ist die Immediatprothese oder Sofortprothese. Um dem Patienten die Situation zu ersparen, auch nur vorübergehend zahnlos zu sein, wird schon im Vorhinein eine Prothese vorbereitet, die dann unmittelbar nach der Extraktion der Restzähne eingesetzt wird. Eine solche Prothese muss bereits nach wenigen Wochen korrigiert, z. B. unterfüttert werden, weil sich der Kiefer im Zuge der Ausheilung stark ändert.